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Smart Glasses – Eine Herausforderung für den Datenschutz

Smart Glasses (zu Deutsch: smarte Brillen) können durch ein Touchpad (meist in den Bügel integriert), die Stimme, Augenbewegungen und Kopfbewegungen aktiviert und gesteuert werden. Darüber hinaus besteht je nach Modell die Möglichkeit, über ein Smartphone oder Notebook auf die Brille zuzugreifen. Die Technologie bringt außergewöhnliche Einsatzmöglichkeiten mit sich und birgt das Potenzial alltägliche Prozesse zu verbessern und hinterfragt unseren bisherigen Umgang mit Computern und der digitalen Welt. Doch die Technologie geht auch mit schwerwiegenden Bedrohungen für unsere Privatsphäre einher. Daher hat sich der Europäische Datenschutzbeauftragte (EDSB) bereits im Januar 2019 in seinem Technologiereport intensiv mit dieser Technologie auseinandergesetzt. 1

Fehlstart?

Bekannt wurden Smart Glasses insbesondere mit der Einführung der „Google Glass“ im Jahr 2013. Damals für den Endkunden entwickelt, stellte sich die Innovation jedoch bald als Flop heraus. Ausschlaggebend hierfür war das Gefühl des Eingriffs in die Privatsphäre nicht nur bei den Nutzern selbst, sondern vor allem im Umfeld der Nutzer. Schließlich möchte niemand das Gefühl haben, immer und überall aufgezeichnet zu werden, ohne es überhaupt zu bemerken. Bei der breiten Masse der Endkunden kam es so schnell zu einer allgemeinen Ablehnung gegenüber der neuen Technologie.

Chancen

Dabei sind die Chancen, die mit der Entwicklung von Smart Glasses einhergehen keineswegs zu verkennen. Google selbst konzentriert sich bei der Entwicklung von Smart Glasses jetzt auf den Einsatz in Unternehmen. Mit Smart Glasses können Mitarbeiter, je nach Ausstattung und abhängig von den mit der Brille verbundenen Apps, schnell Bestände sowie den Status von Maschinen überprüfen oder sich in Echtzeit über Fortschritte informieren.

Andere Brillen, wie die XRAI Smart Glass werden durch eine Spracherkennung unterstützt, die es ermöglicht, Untertitel von Gesprächen im Sichtfeld der Brille anzuzeigen. Im Anwendungsfall soll die Brille für taube Menschen Sprache in Echtzeit visualisieren, wenn diese eine Unterhaltung Führen. Ein Meilenstein, auch im Hinblick auf Inklusion. Der Anwendungsfall lässt sich schnell ausweiten, beispielweise auf die Kommunikation zwischen Fremdsprachigen.

Risiken

Spätestens seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in der Sache Ryneš über die Verwendung einer von einer Privatperson in ihrem eigenen Haus installierten Überwachungskamera ist klar, dass die Aufzeichnung von Bildern von Personen die Verarbeitung personenbezogener Daten darstellt und infolgedessen im Einklang mit den einschlägigen Rechtsvorschriften, insbesondere der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), stattfinden muss. Smart Glasses sind in der Regel in der Lage sowohl Bild- als auch Tonaufnahmen ihrer Umgebung aufzuzeichnen. Gemäß der DSGVO führt dies zum Erfordernis einer Rechtsgrundlage für eine Verarbeitung, unterliegt der Zweckbindung sowie dem Grundsatz der Datenminimierung. Insbesondere wenn Smart Glasses von Unternehmen oder Behörden eingesetzt werden, muss diesen Anforderungen durch geeignete Absicherungen und geeignete technische und organisatorische Maßnahmen genüge getan werden. Wie bei allen neuen Technologien braucht es außerdem Zeit für die Erprobung, um mögliche Anfälligkeiten für böswillige Verwendungen zu identifizieren und diesen entgegenzuwirken. Erlangt ein Hacker beispielsweise die Kontrolle über die Brille, kann dieser nicht nur Benachrichtigungen von verwendeten Apps, E-Mails und sonstigen Textnachrichten lesen, sondern kann mithilfe der in der Brille integrierten Kamera auch sämtliche Eingaben wie Benutzernamen, Passwörter und PIN-Nummern mitverfolgen. Das es möglich ist, in das System der Smart Glasses einzudringen haben Hacker bereits mehrfach nachgewiesen.2 Diese Risiken sollten sich Verwender von Smart Glasses stehts bewusst sein und angemessene Schutzvorkehrungen treffen. Eine solche Maßnahme könnte die Verwendung sicherer VPN-Verbindungen sein.

Fazit

Die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Risiken im Hinblick auf Datenschutz und Informationssicherheit stellen für die Entwickler wie für die Verwender von Smart Glases große Herausforderungen dar. Die Chancen dieser Technologie scheinen jedoch enorm, weswegen davon auszugehen ist, dass den Smart Glasses in Zukunft eine wachsende Bedeutung zukommen wird. Eine generelle Verweigerung dieser Technologie gegenüber ist daher nicht Zielführend. Vielmehr gilt es, bei der Weiterentwicklung aber auch bei der Verwendung der Brillen, datenschutzrechtliche Aspekte weiter in den Vordergrund zu stellen, um den gesetzeskonformen Einsatz zu gewährleisten.

1 https://edps.europa.eu/sites/edp/files/publication/19-01-18_edps-tech-report-1-smart_glasses_en.pdf
2 A deep analysis of hacking techniques and bugs is provided extensively in http://www.saurik.com/id/16

Mark Himmelseher
Werkstudent
Berater für Datenschutz

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