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WAFs und IPS bei Penetrationstests: ausschalten oder anlassen?

Wenn Unternehmen bei uns Penetrationstests beauftragen, kommt es vor, dass Web-Applikation-Firewalls (WAF) oder Intrusion-Prevention-Systeme (IPS) vorhanden sind, welche die eigentlichen Zielsysteme zusätzlich schützen. Diese Systeme greifen in den Datenstrom ein, versuchen Angriffe zu erkennen und blocken diese im Idealfall gleich ab, sodass die geschützten Systeme davon gar nichts mitbekommen. Oft haben wir Diskussionen darüber, ob diese Systeme für unsere Tests (zumindest für unsere Quell-IP-Bereiche) ausgeschaltet werden sollen oder nicht. Wir legen unseren Kunden im Normalfall nahe, die Systeme auszuschalten – warum, soll hier kurz beschrieben werden.

IDS und WAF Systeme aus Sicht des Sicherheitsmanagements

Intrusion Prevention Systeme (IPS) oder WAFs (Web-Applikation-Firewalls) werden i.d.R. (!) auf neudeutsch als „second line of defense“ oder „mitigierende Maßnahme“ betrachtet. Das bedeutet, dass sie unterstützend wirken, Risiken mindern, nicht aber die eigentliche Sicherheitsmaßnahme sind.

Bei „normalen“ IT-Systemen oder Web-Anwendungen gilt nach wie vor, dass diese dem „Stand der Technik“ entsprechend programmiert, gewartet und betrieben werden sollen. Dies umfasst beispielsweise eine sichere Programmierung, ein funktionierendes Patch- und Vulnerability Management (um bekannte Sicherheitslücken zu beseitigen), welches dazu führt, dass ausnutzbare Sicherheitslücken zeitnah beseitig werden und dadurch keine vermeidbaren Schwachstellen mehr vorliegen. Ein Penetrationstest dienst als sogenannte Wirksamkeitskontrolle. IPS und WAF Systeme sollten nicht dafür eingesetzt werden die Programmierfehler in der Web-Anwendung zu kaschieren oder sich den sicheren Betrieb von Serversystemen einzusparen.

IPS und WAF mindern also das Risiko, welches entsteht, wenn man Patches und Updates nicht zeitnah einspielen kann, Fehler bei der Wartung passieren, Sicherheitslücken übersehen wurden, irreparabel sind – oder neu eingebaut und noch nicht durch einen Penetrationstest aufgedeckt wurden. Diese Systeme funktionieren aber nur in engen Grenzen, auch daher stellen sie i.d.R. einen ZUSATZ-SCHUTZ dar, das Auffangnetz, wenn man so will.

Also an oder aus?

Für Penetrationstests schaltet man diese Systeme in aller Regel aus, um die Sicherheit der eigentlichen Systeme oder Anwendungen zu prüfen. Das ist ein wenig wie bei der Autoinspektion: nur weil der Airbag funktioniert, kann man nicht auf die Prüfung der Bremsen verzichten. Außerdem ist es schon deswegen notwendig die eigentlichen Sicherheitslücken zu kennen, weil IPS und insbesondere WAFs erst gut funktionieren können, wenn man sie konkret darauf adjustiert. Auch aus Compliance-Sicht ist dies üblicherweise das richtige Vorgehen.

Ausnahmen?

Ausnahmen sind gegeben, wenn man tatsächlich explizit die Funktion der IPS oder WAF testen will. Dies kann dann der Fall sein, wenn die eigentlichen Systeme schon geprüft wurden und man nun wissen möchte, ob der Zusatzschutz auch funktioniert. Oder aber – typischerweise – wenn die eigentlichen Zielsysteme sich einem normalen Sicherheitsmanagement entziehen, weil es sich z.B. um Embedded Devices, ICS oder Legacy Systeme handelt, die nicht gepatcht werden können aber Sicherheitslücken haben. Hier kann man in Ermangelung von Alternativen ein IPS oder eine WAF als erste Verteidigungslinie einsetzen.

Entscheidet man sich gegen eine Abschaltung, muss man bedenken, dass zeitlicher Mehraufwand beim Testen entsteht, da man nicht nur die eigentlichen Sicherheitslücken finden muss, sondern auch noch Wege die Schutzsysteme auszutricksen. Hierzu ist deutlich mehr Zeit erforderlich, oder die Ergebnisqualität leidet.

Daher ist es wichtig die Umstände, bzw. Zielsetzung des Tests vorab mit it.sec abzusprechen, damit Sie auch das bekommen, was Sie brauchen.

Holger Heimann

Geschäftsführer

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